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Wohnen im Alter

Mit 60+ in die WG

Wie werden wir im Alter wohnen? Die Senioren-WG Gloria in Rosenheim hat nichts mit Altersheim zu tun. Es ist ein soziales Experiment – mit großem Erfolg.

Die Stimmung ist gut bei Gloria. Im Gemeinschaftsraum findet ein Kartenspiel statt. Inge Meier (alle Namen geändert) hat sich in ihre Wohnung zurückgezogen. Manfred Albers ist auch nicht dabei. Er hat Besuch, sein Enkel. Manfred Albers hat die Wohnung unterm Dach und kocht gerade das Lieblingsgericht seines Besuchers, Spaghetti mit Tomatensoße.  
Ein ganz normaler Abend bei Gloria. Gloria steht für „Gemeinsam leben Oldies ohne Reue im Alter“. Hier wohnen acht Mieter im Alter von 64 bis 78 Jahren zusammen in einem eigenen Haus mit sieben barrierefreien Wohneinheiten zwischen 50 und 70 Quadratmetern.
Kochen für die Nachbarn 
Das Haus ist ein Neubau im Zentrum der oberbayerischen Stadt Rosenheim, es wurde zusammen mit den künftigen Bewohnern entworfen. Die hatten sich zu einer Gesellschaft des bürgerlichen Rechts zusammengefunden und wurden vom Bayerischen Sozialministerium unterstützt („Förderrichtlinie Neues Seniorenwohnen“). Der Wunsch der künftigen Mieter war es, möglichst selbstständig zu sein und gleichzeitig die Sicherheit einer Gemeinschaft zu erleben. Deshalb verfügt das Haus einerseits über abgeschlossene Wohnungen, andererseits auch über Gemeinschaftseinrichtungen wie das Wohnzimmer im Erdgeschoss, zwei Terrassen und einen Gemeinschaftsgarten mit Hochbeeten. 
Wenn es jemandem nicht so gut geht, unterstützen ihn die anderen Mieter und kochen zum Beispiel für den Nachbarn. Alle haben extra einen Erste-Hilfe-Kurs gemacht. Im Ernstfall gibt es in jedem Zimmer einen Notfall-Button. Und wenn Hilfe dauerhaft benötigt wird, übernehmen das professionelle Pflegedienste.
Das Vorzeigeobjekt für einen neuen Trend
Unterdessen gilt Gloria als Vorzeigeprojekt für eine neue Form von altersgerechtem Wohnen. Allein in Bayern werden bis 2014 zwei Millionen neue Seniorenwohnungen benötigt. Der Trend geht weg von Seniorenheimen zu Wohngemeinschaften. „Das Thema Wohnen im Alter wird gerade im Zuge des demografischen Wandels immer wichtiger“, sagt das Bayerische Sozialministerium. „Die Menschen werden immer älter, damit geht auch die Nachfrage nach flexibleren Möglichkeiten von Hilfe- und Unterstützungsbedarf einher. Um den Auswirkungen des demografischen Wandels entgegenzuwirken, benötigen wir mehr Wohnangebote für Menschen, die auf diese Bedürfnisse ausgerichtet sind.“

5 Modelle werden gefördert

Fünf Konzepte über mögliche Wohnformen im Alter, die finanziell unterstützt werden:
Betreutes Wohnen zuhause Für ältere Menschen, die Hilfe, aber nicht unbedingt Pflege benötigen. Sie leben weiterhin in ihrer Wohnung und werden ambulant betreut.
Betreutes Wohnen Für ältere Menschen, die Hilfe, aber nicht unbedingt Pflege brauchen. Beim Betreuten Wohnen lebt man nicht mehr zu Hause, sondern zieht in eine Wohnung einer Seniorenwohnanlage um.
Quartierskonzepte Nachbarschaftliches Wohnen im Quartier mit unterschiedlichen Konzepten. Gemeinsam ist allen Konzepten, dass konkrete Gemeinschafts- und Hilfsangebote bereitgestellt werden.
Ambulante Hausgemeinschaften Selbstbestimmtes und eigenverantwortliches Leben mit anderen in einem gemeinsamen Haus, entweder nur für Senioren oder generationenübergreifend (Wohngemeinschaft). Bei Bedarf werden externe Dienstleistungen hinzugebucht, z. B. Pflegedienste.
Ambulant betreute Wohngemeinschaften Bis zu zwölf hilfe- und pflegebedürftige Menschen (z.B. mit Demenz) leben in einer Wohnung mit jeweils eigenem Wohn- und Schlafbereich zusammen. Externe Dienstleister und Betreuer unterstützen sie dabei.
Selbstbestimmtes Leben 
Ziel aller Projekte ist es, den Menschen so lange wie möglich ein selbstbestimmtes, eigenverantwortliches Leben zu ermöglichen. Jeder soll möglichst für sich entscheiden können, wie er seinen Lebensabend verbringt: In den eigenen vier Wänden, in einem Pflegeheim, in einem Wohnprojekt mit jungen Familien, in einer Wohngemeinschaft. Es gibt zahlreiche Wege. 
Für die Bewohner von Gloria funktioniert ihr Modell. „Ich wollte nicht allein leben“, sagt die 71-jährige Emma Seitz, „deshalb bin ich hier eingezogen. Es ist eine Wohngemeinschaft, aber jeder hat sein eigenes Reich und kann die Tür hinter sich zumachen.“ Erst war sich Emma Seitz nicht sicher, ob ihr das gefallen würde. Mit über 60 zum ersten Mal in eine WG zu ziehen, das verändert schon gravierend den bisherigen Lebensstils. Aber heute bedauert sie den Schritt keine Minute: „Es funktioniert.“
Es gibt nur ein Problem: den Erfolg. „Alle wollen Gloria besuchen“, sagt Inge Schmidt-Winkler vom Trägerverein Inawo e.V. Für manche Bewohner ist das dann doch ein wenig zu viel Rummel. Aber dafür gibt es eine einfache Lösung. Rückzug in die eigene Wohnung – und Türe zu.

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